Erasmus in Nancy – Eindrücke meiner ersten Zeit in Frankreich – Teil 2
Neue Leute kennenzulernen, eine ungekannte Ecke Europas zu bereisen und
eine Sprache zu lernen/verbessern sind nur drei der Dinge, die bei einem Erasmus-
Studiensemester im Ausland quasi inkludiert sind. Es folgt eine kleine Sammlung an
Eindrücken aus dem Auslandssemester in Frankreich – inklusive der Empfehlung, es
unbedingt selbst zu probieren.
So schnell geht ein Semester vorbei, und ich sitze im Zug auf der Heimfahrt von Nancy. Vor
einem Jahr habe ich noch nicht mal daran gedacht, ein Auslandssemester zu machen, und
jetzt komme ich mit einem Koffer voller Erinnerungen und alter Wäsche wieder nach Hause.
„Zu Hause“ hab ich mich in den letzten 5 Monaten tatsächlich auch in Nancy gefühlt, und bin
dankbar für die gute Zeit.
Vielleicht war es nicht die „allerbeste“, meines Lebens, und doch möchte ich es am Ende fast
jeder empfehlen, mal aus der heimischen Routine auszubrechen und sich was Neues
anzuschauen.
Truth be told, die Universität in Frankreich ist neben der hiesigen Brotkultur ein Grund,
warum ich mich wieder auf Salzburg freue. Ich habe die freie Zeiteinteilung im Studium
daheim noch mehr als vorher zu schätzen gelernt und bin froh, auch ansonsten nicht mehr
als Schülerin behandelt zu werden. Die Erasmus-Bonuspunkte bei Prüfungen sind
größtenteils ausgeblieben, dafür wird jede (Erasmusstudentin) fair; wie jede andere
behandelt. Im Endeffekt ist es aber zu schaffen, und man kann an der (sprachlichen)
Herausforderung nur wachsen. Ansprechpersonen und einige Professoren erwiesen sich als
sehr hilfsbereit und erreichbar.

Am besten gefallen hat mir die Stadt selbst: voller Studentinnen, lebendig, authentisch und
ziemlich schön. Neue Menschen kennenzulernen ist im Ausland tatsächlich so viel einfacher
als in der Heimat, dass man eigentlich gar nicht ohne neue Kontakte nach Hause fahren
kann. Offenheit ist wie so oft ein wichtiger Faktor, wer dann auch noch zu den
Veranstaltungen geht, wird wenige Abende alleine verbringen. An der Uni sind meine
Conversation-Starter-Empfehlungen eine bemitleidenswerte Nachfrage nach alten
Prüfungsfragen/Unterlagen, oder einfach die Bitte in der Bibliothek, mal kurz auf den Laptop
aufzupassen. Manchmal hat es tatsächlich geklappt, Leute einfach anzuquatschen, die sich
als offener entpuppten, als vorurteilsbelastet vielleicht erwartet.
An den Wochenenden ist Zeit und Lust zum Reisen, was in meinem Fall am allerbesten mit
einem Interrail-Pass möglich war. Der Preis für ein bis drei Monate Freifahrt war schon mit
der Hin- bzw Heimfahrt und einigen Ausflügen vor Ort abbezahlt, und zahlt sich inklusive
unglaublicher Flexibilität ohne Zweifel aus.
Nancy liegt in einer praktischen Ecke – einmal in Strasbourg (Zugfahrt 1.30h) steht einer
sowohl Richtung Osten (Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt,..) als auch Richtung Süden (Colmar,
Basel,..) quasi die Welt offen. Von Nancy geht es auch direkt nach Luxemburg, von wo ich
mit meinem Freund eine Reise weiter nach Belgien und Holland unternommen habe. Paris
ist zwar mehr als 300km, mit dem TGV jedoch gerade 1.10h entfernt, was eine Reise von
Nancy nach London an einem Vormittag möglich macht. Gesagt – getan, brachte uns der
Eurostar Ende November ins EU-Exil nach Großbritannien, wo ich eine Woche Uni
schwänzte.
Hinsichtlich der Sprache kommt man nicht darum herum, es einfach zu versuchen und im
Endeffekt viel dabei zu lernen. Überraschend war, dass die Wahl der Sprache auch
zwischen Erasmus-Studis Französisch war. Eine französisch-kundige Autorität am Tisch, die
vielleicht auch die Muße aufbringt, ab und an zu korrigieren, kann die Lernkurve
beschleunigen.
Wie angekündigt folgt an dieser Stelle noch die Empfehlung, mal aus der Salzburg-Box
hinauszudenken und sich für ein Auslandssemester anzumelden. Ich habe noch niemanden
getroffen, die es bereut hat.